Agile Transformation (7) - Und jetzt Vollgas!

            Agile Transformation (7) - Und jetzt Vollgas!

            Welche Erfolgsfaktoren beeinflussen die Skalierung der Transformation wesentlich?
            Wachstum ist essenziell für Unternehmen. Und wie in der Natur thermische, klimatische und geologische Faktoren eine entscheidende Rolle für das Wachstum einer Pflanze darstellen, so gibt es auch in der agilen Transformation Treiber, die diese skalieren lassen und einen gelungenen und erfolgreichen Start in die Transformation mit einem ordentlichen Wachstumsschub noch weiter nach vorne bringen.

            In diesem siebten Artikel der Serie „Agile Transformation“ möchte ich Ihnen gerne 4 Treiber präsentieren, die aus unserer Sicht zu einer Skalierung beitragen werden:

             

            1. 1. Weniger ist meist mehr!

            Auch wenn „agil“ hip ist, heißt es nicht, dass alles agilisiert werden muss. Der falsche Ansatz wäre, alles in seinem Unternehmen in dieses Konzept zu pressen und zu agilisieren.

            Nicht jeder Bereich ist dafür geeignet, mit einer „Agil-Brille“ betrachtet und verändert zu werden. Es muss nicht in jedem Winkel der Organisation Scrum und Kanban gepredigt und gebetet werden.

            Ein Ansatz, der viel sinnvoller erscheint, besteht darin, zu Beginn zu analysieren, welche Prozesse entkalkt und gereinigt werden müssen, bevor „Verstopfungen“ einen „Wasserschaden“ verursachen, der sonst durch nicht weggeräumte Barrieren hausgemacht ist.

            Aufgedunsene Prozesse, überflüssige Positionen, ineffiziente Kommunikationswege oder auch Traditionen sind meist solche Elemente, die einer konkreten Analyse nicht standhalten würden – und die keines neuen Anstrichs und keiner Transformation bedürfen, weil sie sonst einer agilen und effizienten Arbeitsweise im Wege stünden. Neuer Wein in alten Schläuchen bringt nichts.



            1. 2. Der Blick von außen!

            Die Aufgaben richtig zu erledigen ist das Eine. Aber die richtigen Aufgaben zu erledigen – das Andere. Beides ist wichtig und vor allem das zweite muss unbedingt erkannt werden. Der berühmte „blinde Fleck“, der uns manchmal nicht erkennen lässt, was genau noch fehlt oder uns bremst, um Fortschritt zu beschleunigen ist ein ganz typischer Fehler, der mit Unterstützung von außen oft entdeckt und beseitigt werden kann.

            Ein Pilotprojekt zu realisieren ist eine Möglichkeit mit eigenen Mitteln klein anzufangen, wie wir in unserem Beitrag Agile Transformation (Teil 5) - Aufsetzen eines Pilotprojekts gezeigt haben.
            Aber um in der Breite zu skalieren und dann auch noch mit einer starken vertikalen Durchdringung, was der Idealfall wäre, ist Unterstützung von außen essenziell. Allein mit internen Ressourcen ist solch ein Vorhaben nicht zu schaffen.

            In Unternehmen ab einer Mitarbeiterzahl von ca. 1000 sind aus unserer Erfahrung 10-15 Agile Coaches sinnvoll, um den oben genannten Effekt der Durchdringung mit der benötigten Geschwindigkeit zu begleiten und erfolgreich zu gestalten. Abhängig natürlich vom Reifegrad der Organisation und den internen Kompetenzen.

            „Geiz ist geil“ ist schon lange nicht mehr angesagt – im „permanent beta“ ist Zeit ein knappes Gut und deshalb ist es in solchen Fällen sinnvoll, sich Unterstützung einzukaufen, damit Marktvorteile, Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsführerschaft in greifbarer Nähe bleiben.

             

            agile_skalierung

             

            1. 3. Das Raumwunder!

            Silicon Valley macht es vor: Räume ermöglichen Ideen, Inspiration und schaffen somit die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft. Wie hoch die Bedeutung von Räumen für unsere Kreativität ist, haben wir bereits in zwei Beiträgen aufgezeigt (Wie wir in der Zukunft arbeiten werden (Teil 1)).
            Dieser Aspekt wird in Vorreiter-Organisationen seit einigen Jahren nicht nur in den USA stark fokussiert, sondern immer stärker auch in Europa. Wir werden darauf in den kommenden Ausgaben verstärkt eingehen. Die Gestaltung und Beschaffenheit des Raums ist ein beschleunigender Treiber für agiles Arbeiten.

            a) Wie flexibel ist der Raum?

            Trennwände, die unkompliziert und schnell auf- und abbaubar sind und Raumgrößen verändern, ermöglichen sowohl kleinen als auch großen Projektgruppen spontane Workshops, Meetings und Austausch.
            Rollbare Tische, Sitzmöglichkeiten und Boards – so simpel es sich liest – sind scheinbar kleine Details, die aber schnelles und unkompliziertes Arbeiten erlauben.

            b) Kreative Anregung

            Die Gestaltung des Raums, sowohl farblich wie auch architektonisch, ist ein weiteres Element, welches Kreativität ermöglicht. Schon lange ist bekannt, dass Farben, Raumhöhen, Materialien und Licht Einflüsse auf uns Menschen ausüben, die uns hemmen oder fördern können.
            Schaut man sich manche Räume im Arbeitsalltag an, so mag es nicht verwundern, dass es manchmal an Kreativität und Visionskraft fehlt.

            c) Visualisierung

            Raumwände werden immer mehr als Visualisierungsfläche erkannt. Wir rechnen mit ca. 0,5m² Visualisierungsfläche pro Mitarbeitenden, um die ganzen Scrum- und Kanbanboards auch tatsächlich im Raum abbilden zu können.
            Der starre Blick auf den Bildschirm verlangsamt - der 360°- Blick bewirkt neurophysiologisch viel mehr synaptische Verschaltungen im Gehirn und demzufolge auch schnelleres und verknüpfendes Arbeiten.

             

            1. 4. Let´s party!

            Ob Erfolg oder Misserfolg – organisierte Feiern offenbaren die dabei gemachten Erfahrungen und geben Emotionen frei, die ansteckend wirken und Motivation wecken, Herausforderungen besser, innovativer und auch mit einem frischen Ansatz anzugehen.

            Inzwischen hat sich eine globale Bewegung etabliert und viele Unternehmen gehen ihre „Stories about failure“ mit ordentlich Feierlaune an („fuckup‘s“, „lemon dinners“). Es wird dadurch eine Fehlerkultur ermöglicht, die hierzulande zwar noch in den Anfängen steckt, jedoch immer mehr Anhänger findet.

            Feiern Sie Erfolge – belohnen Sie sich und Ihr Team für Projekte und machen Sie daraus eine Story. Damit missionieren Sie andere Mitarbeitende, die so die agile Transformation unterstützen und bei der nächsten Party wieder andere mitziehen werden.

            Und feiern Sie Ihre Misserfolge, indem Sie Erfahrungen weitergeben, die Ihnen und anderen helfen, demnächst wieder Erfolge feiern zu können. Sie werden sich wundern, wie stark dieser Ansatz die Kultur in Ihrer Organisation verändern, motivierend wirken und Ihre Mitarbeiter zusammenschweißen kann.

            Fazit

            Um die agile Transformation im Unternehmen zu skalieren, sind Faktoren wie die Entkalkung bestehender Prozesse, Unterstützung von außen, die Gestaltung des Raums und das Feiern von Fehlern und Erfolgen, eine schnelle und erfolgreiche Möglichkeit, die Wachstum beschleunigen und agiles Arbeiten unterstützen.

            Wenn Sie mehr über die „gesunde Organisation“, Holokratie oder unsere Workshops erfahren möchten, dann informieren Sie sich gerne zu unseren Leistungen in diesem Bereich oder kontaktieren Sie uns einfach.

             

            Weitere Blog-Beiträge aus der Serie "Agile Transformation":

            Agile Transformation (Teil 1) - Klassisches Change-Management vs. agile Transformation

            Agile Transformation (Teil 2) - Analyse des Status quo

            Agile Transformation (Teil 3) - drei relevante Prämissen

            Agile Transformation (Teil 4) - Gestalten einer "Roadmap"

            Agile Transformation (Teil 5) - Aufsetzen eines Pilotprojekts

            Agile Transformation (Teil 6) - Methoden und Instrumente

            Agile Transformation (Teil 8) - Ihre Fragen - unsere Antworten

             

             


             

            Literatur

            Fuhrmann, Bianca (2018). Stark führen. Aktivierend, effizient und wirkungsvoll agieren. Wiesbaden: Springer Gabler

            Kuhnhen, Stefanie (2018). Das Ende der unvereinbaren Gegensätze. 12 überraschende Lösungen für Menschen, Wirtschaft und Gesellschaft. Wiesbaden: Springer

            Kulick, A., Quarch, C. & Teunen, J. (2017). Officina Humana. Das Büro als Lebensraum für Potentialentfaltung. Frankfurt: avedition.

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