Skalierte Agilität für Dummies – ein Einstieg in die Grundlagen agiler Systeme

            Skalierte Agilität für Dummies – ein Einstieg in die Grundlagen agiler Systeme

            Agilität ist nun wirklich für niemanden mehr etwas Neues. Auch Sie haben sich garantiert schon auf die ein oder andere Weise mit Agilität befasst, sei es durch ein Scrum-Training, ein Buch oder ein agiles Projekt in Ihrem Unternehmen. Aber, nur weil viele von Agilität sprechen, heißt das erstens nicht, dass auch viele sie praktisch durchdrungen haben und zweitens nicht, dass viele fähig sind, auch größere Systeme als nur einzelne Teams zu „agilisieren“. Werfen wir deshalb gemeinsam in dieser und weiteren Notizen einen genaueren Blick auf das Thema „Skalierte Agilität“ – und wie man in einem isolierten Kontext erfolgsversprechenden agilen Lösungen auch auf größere Kontexte, vielleicht sogar Ihr ganzes Unternehmen, übertragen kann. Doch bevor wir damit einsteigen, machen wir zunächst eine kurze Selbstverortung Ihres agilen Reifegrads.

             

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            Gehört Ihr Unternehmen zu den agilen Vorreitern?

            Dieses Jahr erschien der 15. Annual State of Agile Report. Ein Blick hinein ermöglicht Ihnen, zu verstehen, wie weit Ihr eigenes Unternehmen gegenüber Mitbewerbern ist, wenn es darum geht, agile Praktiken anzuwenden. Hier ein kurzer Auszug, der Ihnen eine kurze Selbsteinstufung ermöglichen soll:

             

            1. Gehören Sie zu den 65% der Unternehmen, die seit über 3 Jahren signifikante Erfahrungen mit agilen Praktiken sammeln?

            2. Gehören Sie zu den über 50% der Unternehmen, bei denen über die Hälfte aller Teams agile Praktiken anwenden?

            3. Gehören Sie zu den 56% der Unternehmen, die bereits DevOps-Initiativen unternehmen?

            4. Gehören Sie zu den 17% der Unternehmen, die neben der Softwareentwicklung und IT auch in Marketing und/oder HR agile Praktiken anwenden?

            5. Gehören Sie zu den Unternehmen, die auch skalierte agile Praktiken anwenden?

             

            Wenn Sie bei den meisten dieser Fragen mit „Ja“ antworten können, dann gehören Sie vermutlich zu den agilen Vorreitern – auch wenn unsere Fragen natürlich bewusst nicht auf den tatsächlichen und messbaren Erfolg, sondern erst mal nur auf die Existenz agiler Praktiken abzielten.

            Wenn Sie bei den meisten Fragen entweder „Nein“ oder „Weiß ich nicht“ antworten mussten, dann empfehlen wir Ihnen dringend, den agilen Reifegrad Ihres Unternehmens genauer unter die Lupe zu nehmen.

            Wer die jährlichen State of Agile Reports genauer verfolgt, der sieht vor allem, dass der Fokus des Reports in den letzten Jahren zunehmend in Richtung skalierter Agilität wanderte. Das bedeutet, Unternehmen werden zunehmend danach unterschieden, ob sie Agilität „nur“ auf einem Team-Level – oder eben auch auf einem Business Unit- oder Unternehmenslevel praktizieren. Schauen wir uns das genauer an.

             

            Was heißt eigentlich skalierte Agilität?

            Skalierte Agilität – das klingt erstmal kompliziert. Denkt man in Ruhe eine Minute darüber nach, dann wird schnell klar: „Na gut, das ist eben das, was man im Team alles agil macht – nur größer.“ Und das stimmt auch teilweise – teilweise aber auch nicht. Deswegen haben wir für Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Agilität auf Team-Level und skalierter Agilität aufgedröselt:

             

            Gemeinsamkeiten zwischen Agilität auf Team- und skalierter Ebene (Auszug):

            • Werte: Agile Werte wie Fokus, Transparenz, Mut, Respekt, Commitment gelten auch auf skalierter Ebene.

            • Prinzipien: Auch agile Prinzipien wie Empirie, Iteration, Kundenfokus, Zusammenarbeit, Anpassungsfähigkeit, Crossfunktionalität sind auf Organisations- oder Geschäftseinheitsebene gültig.

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            Interessanterweise vergessen viele agilen Praktiker und Manager diese Werte und Prinzipien als erstes, wenn sie sich aufmachen, größere Einheiten als Teams agil aufzustellen.

            • Daher gilt: Sorgen Sie dafür, dass Entscheider diese Werte und Prinzipien wirklich durchdrungen haben, bevor Sie sich gemeinsam mit Ihnen an das Design einer größeren agilen Einheit machen. Ansonsten schieben Sie wieder nur Kästchen hin und her und wundern sich, warum am Ende der gleiche Quark rauskommt wie nach der letzten Restrukturierung.

            Das bedeutet, Manager müssen echte und gute agile Praxis wirklich erlebt haben und in Ihrem Unternehmen erfolgreiche agile Teams mitaufgebaut haben – um auf Basis der agilen Werte und Prinzipien ein skaliertes agiles System zu entwickeln.

            Hier gilt der Leitsatz: „Nail it, before you scale it!“ – denn, wer Mist skaliert, erhält … genau, skalierten Mist.

             

            Unterschiede zwischen Agilität auf Team- und skalierter Ebene (Auszug):

            • Teamübergreifende Koordination: Sobald mehrere Teams zusammen agil arbeiten sollen, erhöht sich der Komplexitätsgrad der Koordination. Es müssen gemeinsame Praktiken und ein gemeinsamer Rhythmus gefunden werden – gleichzeitig müssen notwendige individuelle Einzellösungen gefunden werden. Statt eines einzelnen Bauteils müssen Sie nun den ganzen Motor im Blick haben – und verstehen, wie die einzelnen Bauteile am effizientesten und effektivsten zusammenarbeiten – für den Kunden.

            • Governance: Wenn mehrere Teams oder sogar eine gesamte Organisation agil zusammenarbeitet, braucht es gemeinsame Standards – zum Beispiel bezüglich der Beurteilung von Leistung, dem Vereinbaren von Zielen, dem Priorisieren von Themen, dem Verteilen von Budget, dem Aufbau der IT-Architektur oder dem Managen von Personalprozessen.

            • Strategie: Auf strategischer Ebene stellt sich immer auch die Frage nach dem WAS statt nach dem WIE. Während Sie auf Teamebene ganz gezielt für Ihre Kunden arbeiten, bedient ein größeres System natürlich auch verschiedene Kundengruppen, Regionen oder Partner, womöglich noch mit einem ganzen Produktportfolio statt nur mit einem einzelnen Produkt. Das heißt, ein skaliertes agiles System muss auch Platz für strategische Fragestellungen und Entscheidungen bieten.

            • Zusätzliche Rollen: Ein agiles Unternehmen oder eine agile Geschäftseinheit braucht Rollen, die die oben genannten Aspekte bewerkstelligen können. In skalierten agilen Rahmenwerken wie SAFe, LeSS oder dem Stämme-Modell finden sich daher neue Rollen, die das agile System aufrechterhalten.

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            Fazit

            Sobald ein agiles System über die Teamebene hinaus skaliert wird, ergeben sich Herausforderungen, die vor allem das Management betreffen. Durch Prozesse, Methoden und Rollen wird dieser erhöhten Komplexität Rechnung getragen. Gleichzeitig wird das skalierte agile System selbst dabei auch komplizierter – weshalb agile Skalierung durchaus Gefahr laufen kann, ein System zu schaffen, dass sich eben von den eigentlich angestrebten agilen Werten und Prinzipien entfernt.

            Ausführlicher beschrieben haben wir diese Gefahr unter anderem in unserer Notiz: „Practice what you preach. Weshalb Sie Ihre agile Transformation auch agil gestalten müssen“, in der wir aufzeigen, dass agile Transformationen – und damit auch immer skalierte agile Vorhaben, inhärent agil sein müssen, sich also nicht von agilen Prinzipien und Werten abwenden dürfen.

            Freuen Sie sich schon jetzt auf unsere nächste Notiz. In dieser werden wir uns den 3 Wellen der agilen Skalierung zuwenden und Hypothesen entwickeln, wie die nächste agile Welle aussehen könnte. Bleiben Sie dran – vermeiden Sie teure Fehler und verschaffen Sie sich und Ihrer Organisation einen Wissensvorteil.

             

            Quellen

            Digital.ai (2021) 15th State of Agile Report. Agile adoption accelerates across the enterprise

             


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