Schon seit längerem hat die Bedeutung von Employee Wellbeing in Unternehmen stark zugenommen. Die Pandemie hat viele Menschen psychisch und physisch belastet.
Die Auswirkungen auf die Arbeitswelt waren enorm. Gleichzeitig haben viele Arbeitnehmende erkannt, wie wertvoll die eigene Gesundheit ist (mehr dazu finden Sie in unserer Notiz zur Great Resignation). Spätestens zu diesem Zeitpunkt mussten Unternehmen umdenken und erkennen, wie wichtig es ist, Maßnahmen zur Förderung des Wohlbefindens ihrer Mitarbeitenden zu ergreifen, um so zu einer positiven Arbeitskultur beizutragen.
In vielen Branchen wird der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte immer härter. Setzt sich Ihr Unternehmen für das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden ein und schafft so eine positive Arbeitskultur, werden Talente an das Unternehmen gebunden. Nicht nur Mitarbeitende, sondern auch potenzielle Bewerber*innen achten verstärkt darauf, welche Angebote Unternehmen im Bereich Employee Wellbeing machen (mehr zur Generation Z und deren Erwartungen finden Sie hier). Unternehmen, die sich für das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden einsetzen, können dadurch nicht nur das Wohlbefinden ihrer aktuellen Mitarbeitenden fördern, sondern auch neue Talente anziehen.
Die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2021 zeigen, dass hier bereits 68 Prozent der befragten Personalleiterinnen und Personalleiter dem Wohlbefinden und der psychischen Gesundheit der Belegschaft einen wichtigen Stellenwert zuschrieben (Future Workplace, 2021) – Tendenz aktuell und zukünftig weiter steigend.
Employee Wellbeing ist also kein Modewort der Stunde, sondern beschreibt eine fortschreitende, bedarfsorientierte Veränderung unter den Arbeitnehmenden, die ihrer (psychischen) Gesundheit eine hohe Priorität einräumen.
In der Literatur werden insgesamt fünf Arten des Mitarbeiterwohlbefindens beschrieben.
Diese Kategorien sind oft miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Ein Programm zur Förderung des Mitarbeiterwohlbefindens adressiert idealerweise alle diese Aspekte, um sicherzustellen, dass Mitarbeitende in allen (Lebens-) Bereichen ganzheitlich unterstützt werden.
Mit den folgenden 6 Schlüsseldimensionen, die sich im Rahmen einer schon etwas älteren Forschungsarbeit (Steelcase, 2016) ergeben haben, können wir viel anfangen, da sie einerseits verständlich und zugänglich sind und andererseits mit konkreten Maßnahmen im Arbeitsalltag direkt umgesetzt werden können. Sie können mit diesen Dimensionen als Raster auch leicht das oben angesprochene Well being Programm für Ihr Unternehmen aufbauen.
Optimismus – Kreativität und Innovation fördern
Achtsamkeit – Konzentration statt Multitasking
Authentizität – Man selbst sein
Zugehörigkeit – Mit anderen verbunden sein
Bedeutsamkeit – Den Sinn verstehen
Vitalität – Gesunden Geist und Bewegung fördern
Optimismus. Optimismus bedeutet mehr als nur eine positive Erwartungshaltung, die man Ereignissen und Lebenssituationen entgegenbringt. Optimismus heißt: Kontinuierliche Entdeckungsbereitschaft, Neugier auf neue Herangehensweisen und Risikobereitschaft.
Das Konstrukt ist für die heutige moderne Arbeitswelt entscheidend, insbesondere im Hinblick auf Kreativität und Innovation. Optimismus beeinflusst die Fähigkeit, das Gesamtbild im Auge zu behalten, Ideen zu verfolgen, Offenheit gegenüber anderen zu zeigen, Risiken einzugehen und schwierige Aufgaben anzugehen. In dieser Hinsicht hat Optimismus also erhebliche Auswirkungen auf die Agilität und Resilienz eines Unternehmens.
Ihre Arbeitsumgebung kann so gestaltet werden, dass sie kontinuierliches Experimentieren fördert und gleichzeitig die Erfolge des Unternehmens positiv reflektiert. Dabei ist es wichtig, Ihren Mitarbeitenden das Gefühl zu vermitteln, dass sie einen individuellen Einfluss ausüben können und Kontrolle über ihre Umgebung haben – anstatt in einem standardisierten und unflexiblen System abgelehnt oder unterdrückt zu werden:
Lassen Sie Ihren Mitarbeitenden die Wahl, wo und wie sie arbeiten.
Gestalten Sie Räume, die individuell personalisiert und an die Bedürfnisse angepasst werden können, ohne Arbeitnehmende in starre Arbeitsplatznormen zu zwingen.
Gewährleisten Sie Transparenz, und zwar in folgendem Sinne: Menschen in Ihrem Unternehmen sollen sehen und gesehen werden – so entsteht ein Vertrauensverhältnis.
Achtsamkeit. Achtsamkeit bedeutet vereinfacht gesagt: Die eigene Balance zwischen der Schnelllebigkeit unserer Zeit und dem bewussten "Da-Sein" im Hier und Jetzt zu bewahren. Heutzutage verleiten uns Technologien zum ständigen Multitasking. Das bedeutet zum Beispiel: Sie sind im Meeting zwar physisch anwesend, tatsächlich aber damit beschäftigt, Ihre E-Mails und Teams-Nachrichten zu lesen. Die Bedeutung von Achtsamkeit in der Arbeitswelt hat daher exponentiell zugenommen.
Die Idee des „Flows“ von Mihaly Czsikzsentmihalyi (Nakamura & Csikszentmihalyi, 2002) verknüpft Achtsamkeit mit vollständiger Konzentration und Hingabe für eine Aufgabe und steht damit im Kontrast zum Multitasking.
Gestalten Sie Flächen, die Ihre Mitarbeitenden dazu motivieren, Gespräche face-to-face zu führen. Der Austausch sollte ohne Ablenkung oder Störung stattfinden können.
Schaffen Sie Räume, die es Ihren Mitarbeitenden ermöglichen, selbst zu entscheiden, wie viele Reize Sie aufnehmen möchten. Es muss Bereiche geben, in die man sich zurückziehen kann, wenn man sich von zu vielen Eindrücken überfordert fühlt.
Bieten Sie Räume an, die durch die Auswahl von Materialien, Oberflächen, Farben, Licht und Aussicht eine beruhigende Wirkung ausüben.
Authentizität. Das Zeigen von Verletzbarkeit und Emotionen – in vielen Bürostrukturen (auch heute noch!) undenkbar. Getreu dem Motto "Kämpfe-oder-du-fliegst", halten viele Mitarbeitenden den Anschein von Perfektion aufrecht und zeigen ausschließlich (vermeintlich) erwartete Verhaltensweisen. Dies führt nicht selten zu Frustration, Erschöpfung und in vielen Fällen sogar zu gesundheitsschädlichem Verhalten.
Wohlbefinden kann nur durch die Freiheit entstehen, sowohl bei der Arbeit als auch außerhalb des Büros man selbst sein zu können.
Man weiß außerdem: Beziehungen sind der Schlüssel zu höherem Engagement der Mitarbeitenden. Erst durch sie fühlen sich Mitarbeitende mit dem Unternehmen tief verbunden. Gute Freundschaften und positive Interaktionen können nur durch Vertrauen entstehen, das wiederum Authentizität erfordert.
Schaffen Sie Umgebungen, in denen Menschen sich frei fühlen können, ihre Persönlichkeit auszudrücken und ihre Ideen einzubringen.
Integrieren Sie informelle und offene Bereiche, die ein Gefühl von „Zuhause-Sein“
Zugehörigkeit. Die Sinnhaftigkeit unseres Lebens liegt in der Verbindung mit anderen Menschen. Soziale Beziehungen am Arbeitsplatz stärken das Gefühl, von anderen gebraucht zu werden und fördern so die Entstehung positiver Emotionen. Gemäß der Bedürfnispyramide von Abraham Maslow steht das Bedürfnis nach Verbindung und Zugehörigkeit an dritter Stelle, direkt nach den physiologischen Grundbedürfnissen wie Nahrung, Wasser, Schlaf, Sicherheit und Geborgenheit.
Es ist daher entscheidend, mobile Arbeitsweisen und Videokonferenzen bewusst so zu gestalten, dass Mitarbeitende trotz neuer Arbeitsmethoden ihr Zugehörigkeitsgefühl nicht verlieren und bedeutungsvolle Beziehungen aufbauen können. Mitarbeitende müssen – unabhängig von ihrem Arbeitsort – das Gefühl haben, integraler Bestandteil eines größeren Ganzen zu sein.
Gestalten Sie Eingangsbereiche, die auch Mitarbeitende, die nicht regelmäßig an diesem Standort arbeiten, herzlich empfangen.
Stellen Sie Videokonferenz-Konfigurationen bereit, die es auch virtuell teilnehmenden Personen ermöglichen, Inhalte klar zu verfolgen und die vor Ort anwesenden Kolleg*innen gut zu verstehen.
Schaffen Sie informelle „Sozialisierungsbereiche“ – egal ob diese Interaktion dann tatsächlich physisch vor Ort oder virtuell stattfindet.
Bedeutsamkeit. Menschen müssen ihre Stärken im Unternehmen einsetzen können und spüren, dass sie dadurch einen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leisten. Die Verfolgung eines sinnhaften Ziels, an dem alle gemeinsam arbeiten, ist die Basis eines erfolgreichen Unternehmens, das auf Vertrauen und Zusammenarbeit aufbaut. Ein gemeinsames Verständnis der Ziele ist entscheidend, um Menschen zu motivieren und Voraussetzung dafür, dass Arbeit als bedeutsam empfunden werden kann. Idealerweise stimmen die Überzeugungen des Einzelnen mit den Zielen und Werten des Unternehmens überein und beeinflussen sich gegenseitig positiv.
Planen Sie Räumlichkeiten, die Marke, Ziele, Geschichte und Kultur Ihres Unternehmens stärken und nach außen repräsentieren.
Verwenden Sie Wände und andere vertikale Flächen, um Denkprozesse und Fortschritte visuell darzustellen, sodass sie für möglichst viele sichtbar werden.
Nutzen Sie moderne Technologien, um Informationen in Echtzeit zu weiterzugeben.
Vitalität. Forscher machen kontinuierlich wegweisende Entdeckungen über die Wechselwirkung von Geist und Körper. So zeigen aktuelle wissenschaftliche Studien beispielsweise die negativen Auswirkungen des dauerhaften Sitzens auf Aufmerksamkeitsspanne, Vitalität und Lebensfreude. Ergo: Es ist entscheidend, am Arbeitsplatz für ausreichend Bewegung zu sorgen, um körperliche und mentale Fitness zu fördern.
Ob wir in unserer Arbeitsumgebung produktiv arbeiten, hängt auch stark von den Sinneswahrnehmungen ab, denen wir ausgesetzt sind. Taktile Wahrnehmung, Lichtverhältnisse und Lärmpegel beeinflussen uns direkt und haben spürbar positive oder negative Auswirkungen.
Gestalten Sie Bereiche, in denen Menschen selbst bestimmen können, wie viele und wie intensive Sinneseindrücke sie erleben möchten.
Stellen Sie vielfältige Möbel zur Auswahl, um unterschiedlichen Größen, Bedürfnissen und Vorlieben gerecht zu werden. Fördern Sie außerdem Bewegung am Arbeitsplatz.
Integrieren Sie Möglichkeiten, sich mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen (z. B. Snack Bar, Automat, Café, Obstkörbe, etc.).
Mittagsschlaf, Yoga, Meditation und Achtsamkeitsimpulse am Arbeitsplatz? Was auf den ersten Blick vielleicht ungewöhnlich klingen mag, fördert nachgewiesenermaßen das Mitarbeiterwohlbefinden, steigert die Produktivität und folgt einem aktuellen Trend der Arbeitswelt.
Mittagsschlaf: Räume, in denen Ihre Mitarbeitenden ein Nickerchen machen können, sind eine hervorragende Möglichkeit, neue Energie zu schöpfen. Es ist klinisch erwiesen, dass Nickerchen die Produktivität steigern (Zavvy, 2023).
Achtsame Aktivitäten: Unternehmen, die Stress oder starken Leistungsdruck bei Ihren Mitarbeitenden feststellen, greifen vielfach auf Yoga oder Meditationssitzungen zurück. Es gibt sogar Unternehmen, die sehr erfolgreich mit dem Einsatz von Klangbädern oder der sogenannten „Smash Therapie“ arbeiten, bei der die Teilnehmenden eine Piñata basteln und sie dann zerstören.
Wöchentliche Achtsamkeitsimpulse: Als „Well-being Booster“, der sich sehr schnell umsetzen lässt, können Achtsamkeitsimpulse dienen. Hier ein Beispiel des Softwareentwicklers Zavvy:
Abbildung 2: Beispiel für einen Achtsamkeitsimpuls bei Zavvy (Zavvy, 2023)
Probieren Sie es für sich und Ihr Team doch einfach mal aus!
Employee Wellbeing ist ein wichtiges Thema, das Unternehmen spätestens jetzt (!) verstärkt in den Fokus rücken sollten. Durch den aktuellen Trend zu Remote-Arbeit und hybriden Arbeitsmodellen wird sich der Fokus auf digitale Lösungen zur Unterstützung des Mitarbeiterwohlbefindens verstärken. Das schließt Tools für virtuelle Zusammenarbeit, Mitarbeiterengagement und -kommunikation ein.
Die Integration von künstlicher Intelligenz könnte zukünftig außerdem dabei unterstützen, personalisierte Lösungen für das Mitarbeiterwohlbefinden zu entwickeln (z. B. personalisierte Gesundheits- und Fitnessprogramme oder maßgeschneiderte Stressbewältigungsstrategien). Bis es so weit ist: Werden Sie selbst aktiv, beherzigen Sie unsere Praxistipps oder sprechen Sie uns einfach an!
Möchten auch Sie sicherstellen, dass sich Ihre Mitarbeitenden rundum wohl fühlen? Wir bei REFLECT stehen Ihnen zur Seite, um einen genauen Blick auf Ihre Situation zu werfen, möglichen Handlungsbedarf an den richtigen Stellen zu erkennen und differenzierte Schlussfolgerungen zu ziehen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse erarbeiten wir praktikable und umsetzbare Lösungsansätze. Wir unterstützen Sie auf diesem Weg!
Quellen
Future Workplace (2021). 2021 HR Sentiment Survey: Five strategic priorities for the hybrid workplace. https://futureworkplace.com/ebooks/2021-hr-sentiment-survey/
Nakamura, J., & Csikszentmihalyi, M. (2002). The concept of flow. Handbook of positive psychology, 89, 105.
Steelcase (2016). Six Dimensions of Wellbeing in the Workplace. https://www.steelcase.com/eu-en/research/articles/topics/wellbeing/six-dimensions-of-wellbeing-in-the-workplace-2/
Zavvy (2023). Employee Well-Being: Definition, Tips & How To Improve It in 2023. https://www.zavvy.io/de/blog/mitarbeiter-wohlbefinden
Bildquellen
Du Preez, Priscilla (2017) https://unsplash.com/de/fotos/낮에-밖에서-웃고-이야기하는-사람들-nF8xhLMmg0c
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