Neue Arbeitswelten (4) - Raum und Augenhöhe Beziehungen

            Neue Arbeitswelten (4) - Raum und Augenhöhe Beziehungen

            Im vierten Teil der Serie Neue Arbeitswelten beschäftigen wir uns mit einer wichtigen Komponente der Gesunden OrganisationBeziehungen auf Augenhöhe. Gerade in einem Unternehmen sind die Beziehungen untereinander außerordentlich relevant für die Qualität im Miteinander.

             

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            Abbildung 1: Die Gesunde Organisation (Kallenbach 2016)

             

            „A person who feels appreciated will always do more than what is expected“ Lolly Daskal.

             

            Das trifft auf alle Stakeholder in einem Unternehmen zu. Das Individuum, das Team, die Führungskräfte und natürlich auch die Kunden stehen in Beziehung zueinander.

             

            beziehungen


            Abbildung 2: Zwischenmenschliche Beziehungen im Unternehmen (Reflect)

             

            Im Kontext von VUCA wird vernetzes Arbeiten, das Arbeiten im Team, immer wichtiger, um agil auf das „permanent beta“, den ständigen Veränderungsprozess, im Sinne der Kunden, reagieren zu können.

            In diesem Teil der Serie Neue Arbeitswelten betrachten wir aktuelle Nutzungskonzepte aus dem New Work Büroalltag und zeigen Möglichkeiten auf, wie das Büro gestaltet werden sollte, damit zwischenmenschliche Beziehungen optimal gelingen können.

             

            Was bedeuten Beziehungen im Kontext von „New Work“?

            In Unternehmen beschreiben Beziehungen die Art und Weise, wie die Kommunikation innerhalb der Organisation und an den Schnittstellen nach außen abläuft. Beziehungen sind Teil der Kommunikationskultur, in Kommunikationsstrukturen ablesbar und durch Kommunikationsprozesse geregelt.

            Die zunehmende Selbstbestimmung der Arbeit gewinnt immer mehr an Bedeutung. Insbesondere die Generation Y, die etwa ein Drittel der aktuellen Arbeitnehmer ausmacht, und die zukünftigen Arbeitnehmer der Generation Z erwarten Freiräume in der Gestaltung ihres Arbeitsalltags.

            Flexible Arbeitszeiten, agile Arbeitsplätze und Homeoffice-Möglichkeiten sind immer häufiger wichtige Kriterien im „War for Talent“. Respekt, Achtung und Wertschätzung nehmen einen hohen Stellenwert der „New Work“ Generationen ein.

            Im Innern gestalten sich Augenhöhe-Beziehungen durch Kooperation, wechselseitiges Vertrauen und Unterstützung, Engagement und positiver Darstellung des Unternehmens.

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            Abbildung 3: Augenhöhe Beziehungen in der Gesunden Organisation (Kallenbach, 2016)

             

            In einer kränkelnden Organisation stellt man oft überhebliche und unterwürfige oder ausnutzungsorientiert und „win-lose“ Beziehungen fest.

            Im Außen in der Qualität der Interaktion mit den Anspruchsgruppen durch einen fairen Umgang miteinander, der Einhaltung von „Compliance-Regeln“, der Anerkennung von Vielfalt, durch langfristige Partnerschaften sowie der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung.

            Beziehungen sind stark von der angewandten Arbeitsweise abhängig. Diese hat sich aufgrund der Digitalisierung in vielen Unternehmen verändert, das Raumkonzept allerdings häufig noch nicht.

            Drei unterschiedliche Arten, die jeweils die Beziehungen in der Art und Weise der Zusammenarbeit prägen, können hierbei unterschieden werden: „Classical Working“, „Activity Based Working“ und „Agile Working“.

             

            „Classical Working“:

            Diese Art der Führung beherrschte die Art der Zusammenarbeit bis ins ausgehende 20. Jahrhundert, teilweise noch bis heute. Es ist ein konservativer Ansatz mit ausgeprägter Hierarchie. Der Chef delegiert Aufgaben an den Mitarbeiter, es gibt klare Rollen und Zuständigkeiten. Die Eigenverantwortung der Mitarbeiter ist üblicherweise gering.

            Diese Art zu Arbeiten hemmt eher Kreativität und Innovation. Für manche Bereiche, das soll nicht unerwähnt bleiben, in denen klare Strukturen hilfreich sind, ist diese Arbeitsweise durchaus noch sinnvoll und effektiv.

            Die heutige Büroausstattung stammt allerdings oft noch aus dieser Zeit. Konventionell, unflexibel und nicht förderlich für die Kommunikation untereinander.

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            Abbildung 4: "Classical Working"

             

            „Activity Based Working“:

            Google und Amazon machen es vor – aber auch in Deutschland ist diese Art der Arbeitsweise immer häufiger anzutreffen. Das Konzept ist dabei keineswegs neu, die Anfänge gehen auf die 70er Jahre zurück.

            Beim „Activity Based Working“ suchen sich die Mitarbeiter, die ihren Arbeitsmodi (Telefonieren, Konzentration, Besprechung...) entsprechende Arbeitsumgebung selbst aus und entscheiden auch über die Arbeitszeit und die passende Methodik.

            In diesen Multispace-Konzepten wählt der Mitarbeiter den Raum gemäß seiner Tätigkeit. Muss der Mitarbeiter ein Telefonat führen, benutzt er einen Ruheraum. Für die Arbeit mit Kollegen gibt es eine große Fläche, um die Absprachen kurz und agil zu halten.

            Im Idealfall sitzt die Führungskraft nicht abgeschottet im Einzelbüro, sondern auf der Fläche beim Team mittendrin. Besprechungen und „Design-Thinking Sessions“ werden in Besprechungszimmern oder Lounges abgehalten. Das Unternehmen stellt eine allen Arbeitsmodi entsprechende Arbeitsumgebung bereit.

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            Abbildung 5: "Activity Based Working" 

             

             

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            Abbildung 6: Arbeitsmodi in "Activity Based Working" 

             

            „Agile Working“:

            Wenn das Unternehmen sehr stark in Teams zusammenarbeitet, bietet sich die agile Arbeitsweise an („agile working“). Agile Teams wählen selbst die für sie passende Arbeitsumgebung und können diese gemäß ihren Bedarfen für eine erfolgreiche Teamarbeit ausgestalten.

            Bei dieser Arbeitsweise entscheidet das Team auch über die gemeinsame Arbeitszeit und die anzuwendenden Methoden (Srum, Kanban, Design-Thinking etc.). Risiken bei dieser Art der Zusammenarbeit gibt es auch. Gerade für sehr introvertierte Menschen kann es schwierig sein, sich nicht zurückziehen zu können, sondern meist mit anderen in Interaktion zu stehen.

            Auch besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter sich nicht krankschreiben lassen, da die Arbeitszeit selbstbestimmt ist und sie dadurch nicht ausreichend auf sich achten.

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            Abbildung 7: "Agile Working" 

             

            Fazit:

            Die vorherrschende Arbeitsweise („Classical Working“, „Activity Based Working“ oder „Agile Working“) im Unternehmen bestimmt die Arbeitszeit, Arbeitsort und Arbeitsmethode.

            Die Arbeitsumgebung hat einen erheblichen Einfluss darauf, ob Beziehungen – und somit die Arbeitsweise in einem Unternehmen – gelingen können. Überlegen Sie sich konkret, ob in Ihrem Unternehmen Mitarbeiter unfair behandelt werden aufgrund ihres Arbeitsplatzes.

            - Wer bekommt einen Platz am Fenster, wer sitzt neben der lauten Küche? Oft ist eine klare Hierarchie zu erkennen. Achten Sie deshalb darauf, dass es keine „besseren“ Plätze gibt oder rotieren Sie diese kontinuierlich.

            • - Führungskräfte sitzen bei ihrem Team, der Umgang ist auf Augenhöhe und von Respekt und Wertschätzung geprägt.
            • - Unterschätzen Sie beim agilen Arbeiten die Risiken nicht – die Überforderung der Mitarbeiter. Schulen Sie Ihre Mitarbeiter und Teams – trotz Selbstbestimmung und geteilter Verantwortung – darin, auf sich selbst und auf die Teammitglieder zu achten.
            • - Wer krank ist, sollte sich erholen, Ruhezeiten sollten eingehalten werden.
            • - Wie immer bestimmt die Art und Weise, wie Führungskräfte stellvertretend handeln, den Erfolg der gewünschten Veränderung.

            Lesen Sie auch:

            Neue Arbeitswelten (Teil 3) - Raum und Leadership 4.0

            Neue Arbeitswelten (Teil 2) - Raum und New Work

            Neue Arbeitswelten (Teil 1) - Raum und Qualität im Umfeld

             


             

            Quelle:

            Kallenbach, I. (2016). Führen in der Gesunden Organisation: Außergewöhnliche Leistung durch Potenzialentfaltung. Schäffer Poeschel

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