Das Buch ist rot und blau, nicht nur außen, sondern auch innen. Rot und blau stehen für Komplexität vs. Kompliziertheit. Dynamik vs. Chaos. Beta vs. Alpha. Management vs. Führung. Wohlands „Denkwerkzeuge für Höchstleister - Wie dynamikrobuste Unternehmen Marktdruck erzeugen“ aus dem Jahre 2007 lässt grüßen.
Und darum geht es: Welche Konzepte, Methoden und Vorgehensweisen sind „robust“ genug für die (komplexe) Organisatonsrealität von heute?
Das quadratische Büchlein folgt dem vor 2 Jahren im gleichen Format erschienen „Organisation für Komplexität“, damals noch im BetaCodexPublishing veröffentlicht. Es ist erfreulicherweise hochwertiger von der Gestaltung: fester Einband, durchgehend farbige Bilder, angemessenes Verhältnis von Grafiken und Text.
Vorab: Was begeistert ist die Reduktion auf das Wesentliche. Kein Wort erscheint zuviel. Jeder Satz sitzt. Die Wörter fallen wie das Staccato eines Maschinengewehrs. Hauptsätze sind die Regel, Nebensätze die Ausnahme. Das erleichtert und erschwert zu gleich das Lesen. Immer wieder muss man inne halten, um zu verstehen. Beispiel: „Gleichmacherei ist unfair. Das ist auch beim Thema Gehälter so. Ungleich an der Person entlang bezahlen heißt fair bezahlen.“ Aber das macht Hermeneutik letztlich aus: Lesen, Verstehen, Nachdenken, Perpektive wechseln, Neu Lesen, Anders Verstehen… So entsteht Lust auf mehr.
Zum Inhalt. Nach einer kurzen Einführung in die praktisch-theoretischen Grundlagen (rot und blau, alpha und beta) bilden die 33 sogenannten Komplexithoden und 22 sogennanten Komplexideen das Herzstück des 140-seitigen Werkes. Genug Handwerkszeug also für die Umsetzung in die Beta-Welt - für die Organisation der Gegenwart und Zukunft.
Gegliedert sind die Komplexithoden nach Leistung, Beweglichkeit und Lernen. Das Kapitel über Leistung beinhaltet Konzepte, wie Sie Leistung in Ihrer Organisation entzünden können, zB durch relative Ziele oder den passenden Aufbau Ihrer Organisation (Zellstruktur-Design). „Beweglichkeit“ fokussiert Vorgehensweisen und Ideen, wie Sie Agilität in Ihrer Organisation verankern können. ZB durch den „konsultativen Einzelentscheid“ vs. „Chefentscheid“ oder „Wertschöpfungsrechnung“ vs. „Kostenrechnungen“. Im Kapitel „Lernen“ finden sich Impulse, um Wachstum und Entwicklung in der Organisation zu entfesseln. Meist entfaltet auf zwei Seiten. Bspw. „Relative Ziele“ oder „Zellstruktur-Design“ oder „Vorbereitungs-Räder“.
Fazit: Die Grundidee ist charmant. Alpha vs. Beta eingedampft in einen blau-roten Werkzeugkasten. Kompaktes Format, übersichtlich auf den Punkt gebracht. Theorie und Umsetzung in einem balancierten Verhältnis. Andererseits: Wer die Methoden wirklich anwenden möchte, dem fehlen manchmal detailliertere Beschreibungen. Wie genau soll das jetzt funktionieren? Macht es wirklich Lust zu Handeln gemäß der Intention des Autorenteams oder verleitet es zum schnellen Durchblättern? Aus den genannten Gründen empfehlen wir Komplexithoden besonders Organisationsberater/innen, die sich schon länger mit den Gedanken von Alpha und Beta und der erfolgreichen Gestaltung von Organisationen der Zukunft befassen und die aufgrund ihres bestehenden Methodenrepertoires in der Lage sein werden, auch mit den kompakten Impulsen etwas anzufangen.
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