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Denkwerkzeuge für Höchstleister

Geschrieben von Ingo Kallenbach | 14.4.2016

Auch wenn die Erstauflage schon 2007 erschienen ist, wirkt das Buch auch heute noch so aktuell wie wenn es gerade aus der Druckerpresse käme: Denkwerkzeuge für Höchstleister. Warum dynamikrobuste Unternehmen Marktdruck erzeugen. Geschrieben von den beiden Managmentberatern Wohland und Wiemeyer.

 

Change Management

Die Autoren haben das Buch auf der Grundlage ihrer Beobachtungen sogenannter Höchstleister geschrieben - so nennen sie Unternehmen, die es im Kontext von Globalisierung und eines damit einhergehenden hohen Marktdrucks schaffen, Dynamik auszulösen und damit selbst Druck auf ihre Mitbewerber zu entwickeln. Unternehmen also, die nicht unter der zunehmenden Geschwindigkeit im Markt leiden, sondern diese nutzen, um andere mit neuen Ideen, Konzepten, Produkten und Services zu überraschen.

Das Buch ist äußerst spannend, da es die typische Dichotomie zwischen Fragen der Zentralisierung und Dezentralisierung, zwischen hierarchischen Strukturen und Netzwerkorganisationen, zwischen „shareholder value“ und „stakeholder“ Ansatz schlicht auflöst und überführt in die Unterscheidung zwischen Peripherie und Zentrum. Der Erfolg eines Unternehmens ist abhängig vom Markt (Kunde und Konkurrenz) und den Kapitalgebern. Im Zentrum finden deshalb alle Tätigkeiten statt, die mit den Interessen der Kapitalgeber zu tun haben. In der Peripherie alle Tätigkeiten, die mit den Anforderungen des Marktes wertschöpfend umgehen.

Die zentrale These der beiden Berater lautet, dass in Zeiten von Massenmärkten (bis ca. 1970) Probleme leicht vom Zentrum gelöst werden konnten, da die Märkte träge und langsam waren. Es war die Hochzeit des Taylorismus. In der heutigen Zeit herrscht jedoch hohe Dynamik  durch Globalisierung, Digitalisierung, immer kürzere Produktzyklen, Vervielfachung der Wissensmenge, Komplexität. Um dieser Dynamik begegnen zu können, müssen Probleme von der Peripherie gelöst werden, da nur diese durch die Nähe zum Markt schnell genug agieren kann.

Die Struktur des Buches ist genauso ungewöhnlich wie die Inhalte. Sie besteht aus drei Teilen:

Denkzettel: Das Buch möchte, wie der Titel schon sagt, zum Denken anregen. Deshalb gibt es Denkzettel. Insgesamt 28 Stück, die sich von Anfang bis Ende durch das Buch ziehen. Sie bieten kurze, inhaltlich abgeschlossene Beschreibungen von Themen, die erkenntnisreich für das Verständnis der Erbringung von Höchstleistung sind.

Kapitel: Hier werden die grundlegenden Konzepte klassisch auf ca. 80 Seiten ausgefaltet. Das fängt bei der Auseinandersetzung mit dem Taylorismus an, geht über den Aspekt, warum bei Höchstleistern „Können wichtiger ist als Wissen“ bis hin zum Erfolgsfaktor von „Kultur“ und der „Meisterloge als Talentförderung“.

Glossar: Das Glossar ist mit ca. 100 Seiten äußerst umfangreich. Es erläutert Begriffe aus der Sicht dynamikrobuster Höchstleister. Es dient tatsälich als aufschlussreiches Nachschlagewerk, einzelne Häppchen hin und wieder sind hier völig ausreichend, um genügend „brainfood“ zu erhalten.

Fazit:
Ein inhaltlich hervorragendes Buch, das fundierte Theorie mit ausreichend praktischen Erfahrungen zusammenbringt. Schreibstil und Struktur sind gewöhnungsbedürftig, beide erschweren das flüssige Lesen. Der Vorteil der Fragmentierung des Werkes liegt jedoch darin, es immer wieder in die Hand nehmen zu müssen, über einzelne Aspekte nachzudenken, diese durchzukauen, an anderer Stelle wieder zu probieren, bis sich allmählich ein geschmackliches Ganzes ergibt, das in sich sehr aufschlussreich ist und neue Perspektiven auf die Organisationswelt von heute bietet.

 

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