Burn-out hat nichts mit Überlastung zu tun

            Burn-out hat nichts mit Überlastung zu tun

            Immer mehr Menschen fühlen sich ermüdet von der Arbeit und erschöpft, ausgebrannt, gestresst. Die Anforderungen, die die VUCA Welt an die heutigen Arbeitnehmer stellt, kann sich in Verunsicherung und Überforderung und nicht zu bewältigender Arbeitsbelastung äußern. Diese Faktoren und übermäßiger Stress können das Risiko, an Burn-out zu erkranken, erhöhen.

            Burnout wird als Zustand der Ausgebranntheit, Zustand der totalen Erschöpfung und reduzierter Leistungszufriedenheit definiert.

            Die Symptome des Burnouts variieren zwischen eher unspezifischen Frühsymptomen wie
            -
            anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung

            • - nachlassende Leistungsfähigkeit
            • - Rückzug
            • - innere Leere, Sinnverlust oder
            • - psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme oder Rückenschmerzen,
              bis hin zur Depression und völliger Arbeitsunfähigkeit.

            Jahrelang galt Burn-out als typische Managerkrankheit. Menschen die zu viel arbeiten und unter Stress leiden, erkranken an Burn-out, so die These. Mentaler Stress hat jedoch zahlreiche Facetten. Neben dem negativ empfundenen Stress, dem sogenannten Disstress, der als Auslöser für Burnout gilt, gibt es auch einen positiven Stress, den sogenannten Eustress. Dieser gelegentlich vorkommende Stress spornt uns zu Höchstleistungen an und lässt die Leistungsbereitschaft steigen.

            Neueste Studien zeigen, dass Burn-out nicht nur durch Stress und Überlastung ausgelöst werden kann, sondern vor allem durch Isolation, fehlendem Ergebnis, Unterstützung und Wertschätzung (Seppala, King 2018). Diesen Faktoren kann man in einer gesunden Organisation mit balancierten Führungsstil sehr gut entgegenwirken. Ein Ansatz, um Burn-out zu vermeiden ist also ein Kulturwandel hin zur gesunden Organisation indem Beziehungen auf Augenhöhe, gemeinschaftliche Kultur, adaptive Strukturen und agile Prozesse die Eckpfeiler bilden, empfehlenswert.

            Wir möchten Ihnen unten stehend außerdem eine pragmatische Methodik an die Hand geben, Ihre Mitarbeiter und sich selbst vor Burn-out zu schützen und proaktiv eine Resilienz gegen Burn-out zu entwickeln.

            Bewusstsein schaffen für Burn-out Risiken – Flow Konzept

            Eine Methode, um Bewusstsein für Burn-out Risiken zu schaffen, ist das Flow-Konzept der Motivation. Der Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi entwickelte die Flow-Theorie. Flow kann bei der Steuerung eines komplexen, schnell ablaufenden Geschehens im Bereich zwischen Überforderung (Angst) und Unterforderung (Langeweile) entstehen. In diesem Zustand des Flows vergessen Menschen Raum und Zeit und gehen voll konzentriert und glücklich in ihrer Aufgabe auf.

             

            Flow_Matrix

            Abbildung 1: Flow-Matrix (in Anlehnung an Csíkszentmihályi)

             

            Sogenannte Flowerlebnisse sind wichtige Motivationsmomente und können nur im Flowkanal erlebt werden (dem Zustand zwischen Über- und Unterforderung).

             

            Voraussetzungen, um Flow zu erleben sind:

            - Sinnstiftende Tätigkeit

            • - Konkrete Ziele
            • - Nutzung von Stärken und Potenzialen
            • - Steigerung von Anforderung und Kompetenzen im Verlauf
            • - Aufmerksamkeit durch die Führungskräfte
            • - Kontrolle über das Ergebnis

             Folgendes Vorgehen hat sich aus unserer Erfahrung als hilfreich und praktikabel erwiesen:

             Erstellen Sie zunächst für Ihren Tätigkeitsbereich Ihre persönliche Flow-Matrix. Dazu schätzen Sie zunächst ein, wieviel Prozent Ihrer Arbeitszeit Sie sich anteilig in welchem Kanal befinden. Beispiel: Ausgehend von 100% kommen Sie auf 10% im „Langeweilekanal“, 30% im „Entspanntheitskanal“, 20% im „Kontrollkanal“, 15% im „Flowkanal“ usw.


            Ordnen Sie dann Ihre typischen Tätigkeiten den jeweiligen Kanälen zu. Beispiel: Langeweilekanal: Ablage machen, Reisekosten eingeben. Entspanntheitskanal: Gespräche, Abstimmungen. Kontrollkanal: Konzepte entwerfen, Pläne erstellen.

            1. Reflektieren Sie die Ergebnisse: Liegt der Großteil Ihrer Tätigkeiten eher im rechten Bereich der Flowmatrix? Wie hoch sind die Anteile in den Kanälen Angst, Besorgtheit oder Apathie? Was sind die Ursachen hierfür? Gibt es die Möglichkeit, Tätigkeiten zu verändern oder diese an jemand anderen zu übergeben? Können Sie durch Kompetenzaufbau zu einer anderen Einschätzung gelangen?

            2. Sprechen Sie ggf. mit Ihrer Führungskraft oder Kollegen über Ihre Ergebnisse und Ideen. Auch das Hinzuziehen von Experten (Coaches, Psychologen, Arbeitsmedizinerinnen) kann hilfreich sein, um sinnvolle Schlüsse und Maßnahmen abzuleiten.
            3. Als Führungskraft können Sie im Anschluss mit Ihren Mitarbeitern identisch vorgehen, um auch mit diesen zu einer ersten Einschätzung und ins Gespräch zu kommen.

            In einer gesunden Organisation kann mit dem Flowkonzept erarbeitet werden, mit welchen Anforderungen die Mitarbeiter ihre Talente und Fähigkeiten am besten entfalten können. Gemeinsam mit der Führungskraft kann so Resilienz gegen Burn-out entwickelt werden, da der Mitarbeiter seinen Arbeitsbereich regelmäßig definiert, reflektiert und vor allem kontrolliert.

             

            Fazit:

            Burn-out hat nicht ausschließlich mit arbeitsbezogener Überlastung zu tun. Es ist nur ein Faktor von vielen, der das Risiko erhöht, an Burn-out zu erkranken. Stress, vor allem positiver Stress, der sogenannte Eustress, macht uns leistungsfähiger und spornt uns zu Höchstleistungen an. Ganz ohne Stress blieben wir weit hinter unseren Möglichkeiten zurück. Es gibt deshalb Menschen, die viel arbeiten und nicht Burn-out gefährdet sind.

            Weitaus höhere Faktoren an Burn-out zu erkranken sind Isolation, fehlende Wertschätzung und Unterstützung. Daher sollten Unternehmen einen Kulturwandel in Richtung einer gesunden Organisation anstreben, um Resilienz gegen Burn-out zu entwickeln. Für Führungskräfte können wir das Flow-Konzept empfehlen. Es hilft Führungskräften und Mitarbeitern den gesunden Tätigkeitsbereich zwischen Fähigkeiten und Anforderungen einzuordnen.

             

            Bei Fragen unterstützen wir Sie gerne in unserem Workshop für Führungskräfteentwicklung, mit dem Flow-Konzept zu arbeiten. Kontaktieren Sie uns über unser Kontaktformular. Wir freuen uns, mit Ihnen gemeinsam eine Resilienz gegen Burn-out in Ihrer Firma zu erarbeiten.

             

             


             

            Literatur:

            Hombach, Stella; Jacobs, Luisa: Jung und ausgebrannt, In: Zeit online, Unter: https://www.zeit.de/arbeit/2019-01/burnout-syndrom-berufsstart-ueberarbeitung-erschoepfung-leistungsunfaehigkeit (veröffentlicht am 31.01.2019)

            Gukelberger-Felix, Gerlinde: Chronischer Stress – Wie uns Dauerbelastung krank macht, In Spiegel Online, Unter: https://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/dauerstress-anhaltende-belastung-fuehrt-zu-erkrankungen-a-962009.html (veröffentlicht am 07.04.2014)

            Kallenbach, I. (2016). Führen in der Gesunden Organisation. Außergewöhnliche Leistung durch Potenzialentfaltung. Stuttgart: Schäffer-Poeschel

            Koch, Uwe, Broich, Karl: Das Burn-out Syndrom, In: Bundesgesundheitsblock 2012 · 55:161–163, Unter: https://www.rki.de/DE/Content/Service/Sozialberatung/BGBL_Burnout.pdf?__blob=publicationFile (veröffentlicht am 30.01.2012)

            Seppala, Emma and King, Marissa: Burnout hat nichts mit Überanstrengung zu tun – sondern mit einem ganz anderen Faktor, In: Business Insider, Unter: https://www.businessinsider.de/burnout-nicht-mit-anstrengung-2018-11 (veröffentlicht am 26.11.2018)

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